Bogenschießen als Trainingsinstrument: „Den Bogen raus haben“
Bogenschießen als Trainings- und Coachinginstrument: „Den Bogen raus haben“
„Den Bogen raus haben“, „Gespannt wie ein Flitzebogen sein“, “Den Bogen überspannen”, „Einen abgeschossenen Pfeil kann man nicht wieder zurückholen“, „Über das Ziel hinausschießen“. Diese geläufigen Sprichworte zeigen, wie präsent das Bogenschießen in unserem alltäglichen Sprachgebrauch ist. Wir haben uns gefragt: Kann man das Bogenschießen in Trainings einsetzen um Stärken und Schwächen im Arbeitsalltag zu reflektieren?
Zur Beantwortung dieser Frage haben wir das Bogenschießen selber ausprobiert und festgestellt: Es gibt tatsächliche viele Parallelen zum Arbeitsalltag.
So braucht es folgende Fähigkeiten um den Pfeil erfolgreich in das Ziel, ins Gold, zu schießen:
Zielklarheit und -fokussierung: Nur wer weiß wohin er schießen muss, kann seinen Bogen so justieren, dass der Pfeil auch tatsächlich das Ziel trifft. Verliert man zwischen den Durchgängen sein Ziel aus den Augen oder verändert die Ausgangsposition, kann man kaum Erfolgserlebnisse verbuchen.
Zielklarheit ist im Arbeitsalltag ebenfalls von großer Bedeutung. Nur wenn ich meine Ziele kenne, kann ich mich daran ausrichten. Verändere ich zwischendurch meine Vorgehensweise und verliere ich mein Ziel aus den Augen, erhöhe ich die Wahrscheinlichkeit dieses Ziel nie oder nur sehr mühsam zu erreichen.
Konzentrationsfähigkeit/ Im Hier und Jetzt sein: Während man sich auf den Schuss vorbereitet und auf die Scheibe zielt, braucht es viel Konzentrationsfähigkeit. Ist man nicht konzentriert bei der Sache, weil man z.B. über Ereignisse des Tages nachgrübelt, geht der Pfeil daneben.
Ähnlich geht es uns häufig im Arbeitsalltag: Sind wir nicht konzentriert bei der Arbeit, dann arbeiten wir vor uns hin, ohne ein befriedigendes Ergebnis zu erreichen.
Gelassenheit: Setzt man sich beim Bogenschießen zu sehr unter Druck, verkrampft man und es gelingt nicht, den Pfeil ins Ziel zu schießen. Auffällig war während des Bogenschießens, dass die besonders Ehrgeizigen den Bogen zu hoch hielten. Dadurch flogen die Pfeile nicht in, sondern über die Zielscheibe: Fällt Ihnen ein Sprichwort dazu ein? Richtig „Über das Ziel hinausschießen“
Ist es bei uns im Arbeitsalltag nicht genau dasselbe? Gehen wir zu verkrampft an unsere Aufgaben heran, schießen wir entweder über das Ziel hinaus, oder erreichen es erst gar nicht.
Loslassen können: Der Bogen ist gespannt, der Pfeil zeigt aufs Ziel und jetzt muss nur noch losgelassen werden… Hört sich so einfach an, ist es dann aber doch nicht. Irgendetwas, nicht greifbar, was es ist, hält einen davon ab, einfach loszulassen. Dabei weiß man doch, dass es notwendig ist.
Kennen Sie das nicht auch? Gerade in Situationen, in denen Sie angespannt sind, in denen Sie wissen, dass Sie eigentlich eine Pause einlegen, einen Gang runterschalten oder einen Tag Auszeit nehmen sollten, können Sie einfach nicht loslassen. Diese Parallele ist nicht neu, bereits Herodot, ein griechischer Geschichtsschreiber schrieb um 484 vChr
„Hat man einen Bogen, so spanne man ihn ab. Bleibt er die ganze Zeit gespannt, so zerspringt er und ist nicht mehr zu gebrauchen, wenn man ihn nötig hat. So ist auch der Mensch eingerichtet. Wollte er immer ernsthaft arbeiten und gar nicht scherzen, so muß er eines Tages stumpfsinnig werden.“
Geduld/Durchhaltevermögen: Nicht zuletzt ist eine wichtige Fähigkeit beim Bogenschießen die Geduld und das Durchhaltevermögen. Möchte man sich verbessern, braucht es viel Training.
Dies ist wie mit den meisten Dingen im Alltag, bevor man etwas gut kann, heißt es: üben, üben, üben.
Da die Herausforderungen des Bogenschießens viele Parallelen mit den Herausforderungen des Arbeitsalltags aufzeigen, lässt sich dieses Instrument gut als plakative Reflexionsmethode in Trainings und Coachings einsetzen.
Auf jeden Fall ist Bogenschießen ein Erlebnis, was einen nachhaltig beschäftigt.
Wir danken Jörg Friebe von Komm Aktiv, für den interessanten Einblick in das Bogenschießen sowie für die vielfältigen Anregungen.