GMP Blog – Management-Psychologie

Know-How und Erfahrungen aus dem Bereich Human Resources

Führen auf Augenhöhe

auf Augenhöhe Führen„Was bedeutet Führen auf Augenhöhe?“ Diese Frage stellte ein Teilnehmer in einem unserer Führungsseminare. Die Frage mag auf den ersten Blick simpel wirken. Aber wissen wir wirklich, was Führen auf Augenhöhe bedeutet? Oder MEINEN wir dies nur zu wissen, weil es häufig in aller Munde ist, es in Führungsgrundsätzen und -leitlinien als selbstverständlich vorausgesetzt wird?

Wir gehen der Bezeichnung „Führen auf Augenhöhe“ auf den Grund.

„Was bedeutet Führen auf Augenhöhe?“

Durch die Bezeichnung „Führen auf Augenhöhe“ wird die Entwicklung der Arbeitswelt deutlich. In Zeiten des Taylorismus waren Hierarchien und Grenzen klar definiert. Die Aufgabe der Führungskraft war es die Arbeit zu zerteilen und diese an die Mitarbeiter zu verteilen. Führungskräfte erwarteten von ihren „Untergebenen“ Gehorsam.
In der heutigen Arbeitswelt lassen sich durch abteilungs- und hierarchieübergreifende Zusammenarbeit die klaren Grenzen zwischen Führenden und Geführten nicht mehr klar erkennen. Die Zeiten des absoluten Gehorsams sind vorbei. Mit der Veränderung der Strukturen veränderte sich ebenfalls das Verständnis der Führungsaufgabe: Anstelle von „Führung von oben“ wird von der Führungskraft „Führung auf Augenhöhe“ erwartet.

Führung auf Augenhöhe lässt sich durch folgende Punkte realisieren:

Wechselseitige Wertschätzung und Respekt

Der wesentlichste Punkt für die Führung auf Augenhöhe besteht in der Wahrnehmung der eigenen Rolle. Durch die Führungsfunktion verändert sich vieles: die Verantwortung, die Aufgabenbereiche, das Gehalt, das Ansehen etc. Eines verändert sich jedoch nicht: Das Menschsein.
Leider wird durch die Führungsfunktion genau dieser wichtige Punkt häufig vergessen, was häufig zur Folge hat, dass andere Menschen mit weniger Wertschätzung und Respekt behandelt werden.

Der erste Schritt zum Führen auf Augenhöhe ist: die Mitarbeiter so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte.

Transparenz

In alten Strukturen bestand die Macht der Führungskraft im Herrschaftswissen. Alle Entscheidungen und Prozesse mussten über die Führungskraft laufen, denn sie war die einzige Person, die den gesamten Überblick hatte.
Durch transparente Kommunikation, werden die Mitarbeiter in die Lage versetzt mitzudenken. Sie können Prozesse und Vorgänge besser einordnen und zu deren Gunsten handeln. Die Führungskraft muss allerdings bereit sein, ein Stück von ihrem Einfluss und ihrer Macht abzugeben.

Förderung von Selbstverantwortung

Die Aufgabe der Führungskraft ist es die Mitarbeiter dahin zu führen, Verantwortung für ihre Aufgaben zu übernehmen, denn nur so können die Mitarbeiter auf Augenhöhe mit der Führungskraft auftreten. Nur durch Selbstverantwortung werden die Mitarbeiter zu gleichwertigen Arbeitspartnern: Ein Mitarbeiter, der auf die Anweisungen der Führungskraft angewiesen ist, arbeitet nicht auf Augenhöhe mit der Führungskraft.

Mitarbeiter werden allerdings nur Verantwortung für ihre Arbeit und Ergebnisse übernehmen, wenn sie keine Angst vor Fehlern haben.
Ein konstruktiver Umgang mit Fehlern und Scheitern ist daher wesentlicher Bestandteil dafür, dass die Mitarbeiter sich trauen Verantwortung zu übernehmen.

Somit besteht die Aufgabe der Führungskraft nicht mehr in der Kontroll- und Bestrafungsfunktion, sondern in der Coachingfunktion. Der Mitarbeiter wird angeleitet, seine Arbeit selbstverantwortlich durchzuführen und gemachte Fehler beim nächsten Mal zu vermeiden.

Das Zitat von Lao Tse verdeutlicht den Faktor Selbstverantwortung sehr eindrucksvoll:

“Der beste Führer ist der, dessen Existenz gar nicht bemerkt wird,
der zweitbeste der, welcher geehrt und gepriesen wird,
der nächstbeste der, den man fürchtet
und der schlechteste der, den man hasst.
Wenn die Arbeit des besten Führers getan ist, sagen die Leute: »Das haben wir selbst getan«.”
Lao Tse

Vertrauen in den Mitarbeiter

Die Grundlage für alle vorherigen Aspekte ist das Vertrauen in die Mitarbeiter. Hierfür ist die Überzeugung notwendig, dass Menschen leistungsbereit, motiviert und kreativ sind, wenn man sie nur lässt.

Abschließend lässt sich sagen „Führen auf Augenhöhe“ ist kein Führungsinstrument, sondern eine grundlegende Frage der eigenen Haltung und des eigenen Menschenbilds.

Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments